Geothermiekraftwerk Porta Stiernena

Geothermale Energie auf Skolarkap

Interview mit Dr. Anna Ericdottir

Anlässlich des bald anstehenden 40. Jahrestages sprachen wir mit Dr. Anna Ericdottir von „Hengill Powers“ aus Reykjavik über die Errichtung des ersten Geothermalkraftwerks auf Skolarkap.

Wo ist denn bitteschön Skolarkap?

Ich kann mich noch sehr gut an die erste Anfrage aus Spanien erinnern. Es war im Sommer 1982 als ich mit meinem Team an einem warmen Sommertag auf Island den Brief öffnete. Da wollte jemand auf einer Insel namens Skolarkap, von der ich noch nie gehört hatte, ein Geothermalkraftwerk bauen und bat uns um Hilfe. Nach einigen Telefonaten war für uns klar, das wird eines der spannesten Projekte unserer Firma.

Der erste Besuch im Paradies

Zwei Monate später erreichten wir per Fähre die Insel. Und was uns dort erwartete, hatte niemand von uns gedacht. Traumhafte Lavastrände, kristallklares Meer, üppige Vegetation – alles sehr sauber und gepflegt. Und die Inselbewohne machten stets den Eindruck, dass sie den ganzen Tag lächeln.

Prof. Dr. José Mendes, von der Universität Madrid, war unser Ansprechpartner. Er leitete ein Projekt, in dem der Mensch in völligem Einklang mit der Umwelt lebt. Wir waren begeistert welch großen Erfolge das Projekt bereits kurz nach Initiierung verzeichnete, auch dank der konsequenten Mitarbeit durch die Insulaner. Die Menschen auf Skolarkap lebten bereits beinahe autark.

Das Öl muss weg

Lediglich das alte Ölkraftwerk war allen ein Dorn im Auge und ein großes Problem für die Natur. Uns war klar, in welche Richtung wir mit dem Bau des Geothermalkraftwerks gehen müssen. Es muss 100 % klimaneutral werden und sich in das Forschungsprojekt integrieren. An der Nordküste, nahe dem kleinen Dorf „Porta Stiernena“ fanden wir den idealen Ort.

Die Vorrausetzungen waren mehr als perfekt. Der Fiella Vulkan lieferte genug Wärme und das Meer reichlich Wasser, beides unabdingbare Voraussetzungen für unser Kraftwerk. Um den Anspruch der Forscher gerecht zu werden, mussten wir allerdings das CO² Problem lösen, denn auch ein Geothermalkraftwerk verursacht Kohlendioxid.

Eine mögliche Maßnahme zur Bindung von CO² ist die Aufforstung der mediterranen Wälder. Die andere Möglichkeit, an der auch wir in Island forschen, ist, das ausgestoßene CO² in Meerwasser zu lösen und in den vulkanischen Boden einzuspülen, so dass sich das Kohlendioxid im Basaltgestein ablagert. Bereits der erste Versuch war ein voller Erfolg. Diese Technik ist heutzutage Standard bei allen Geothermalkraftwerken.

Wir gehen ans Netz

Die Arbeiten kamen gut voran, nicht zuletzt, weil alle auf der Insel an einem Strang zogen. Zweimal in der Woche kam die Fähre aus La Coruña und brachte neues Material nach Skolarkap. Am 10. Februar 1984 war es dann soweit. Die Rohre waren verlegt, die Turbinen hatte alle Testläufe bestanden, der Generator summte und die Rückführungsanlage arbeitete wie sie sollte. Das erste Mal ging das Kraftwerk in einem einwöchigen Testlauf ans Netz. Alles lief reibungslos und der offiziellen Einweihung stand somit nichts mehr im Wege.

Zeit den Schalter umzulegen

Der Tag war gekommen! Bewohner, Forscher, Regierungsvertreter aus Madrid und Island sowie unser Team – Alle waren gespannt und bereit, die weltweit erste klimaneutrale Energiequelle der Welt offiziell einzuweihen. Anders als man jetzt denken möchte, wurde der symbolische Schalter nicht von der Bürgermeisterin oder einer anderen wichtigen Person umgelegt.

Juan, einem 10-jährigen Jungen aus Isla Verde, wurde die große Ehre zuteil. Seine Worte ‚Ich lege diesen Schalter für die Kinder dieser Welt um. Damit wir in eine saubere Zukunft blicken können und die Natur achten‘ sorgten damals für meinen ganz persönlichen Gänsehaut-Moment.

Zurück nach Skolarkap

Seit diesem Tag hat mich die Insel nicht mehr losgelassen. Über die letzten vier Jahrzehnte komme ich immer noch regelmäßig nach Skolarkap. Schon lange nicht mehr als Verantwortliche für das Kraftwerk. Heute schenkt die Insel mir und mittlerweile auch meinen Enkeln, Erholung pur.

Das touristische Angebot erweitert sich schonend. Es gibt fantastische Tauchgebiete, ausgedehnte Wanderwege, E-Bike Touren und eine überschaubare Auswahl an ökologischen Unterkünften, die ganz im Sinne der Nachhaltigkeit wirtschaften. Wenn ich heute das Wort Paradies höre, habe ich sofort Skolarkap und die Menschen auf der Insel vor Augen.

Dr. Anna Ericdottir

Tags:

One response

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert