Die besondere Insel im Atlantik
Eigentlich dürfte es diese Insel nicht geben. Denn das, was man auf Skolarkap findet, klingt nach einem modernen Märchen. Lange Zeit war diese paradiesische Insel nur wenigen bekannt. Das lag wohl auch an ihrer besonderen Lage mitten im Atlantik.
Entstanden aus einer Laune der Natur
Am westlichen Ende der Eurasischen Platte brodelte es um ca. 2000 v. Chr gewaltig. Irgendwann hielt der Meeresboden dem Druck der Lavablase nicht mehr stand und es kam zu einer explosionsartigen Eruption. Fast kerzengerade schoss das heiße Gestein in die Höhe, bis an die Meeresoberfläche. So entstand, laut der neusten Forschungen, die knapp 20 km lange und 10 Kilometer breite Insel, deren vulkanischer Ursprung heute noch überall auf der Insel zu erleben ist. Skolarkap liegt auf der Nordhalbkugel der Erde nahe dem Punkt, wo sich Längengrad von Madeira und der Breitengrad von Santiago di Compostela im Atlantik treffen. Politisch gehört das Eiland zu Spanien. Somit findet sie erst spät, Mitte des 16. Jahrhunderts, als die Zeit der Konquistadoren eigentlich schon zu Ende ging, Erwähnung in den spanischen Chroniken.
Erste Besiedelung aus dem Norden
Den so gar nicht iberisch klingenden Namen gaben ihr allerdings die ursprünglichen Entdecker, die Skandinavier. Laut einer alten Saga aus dem 13. Jahrhundert, strandeten die Wikinger auf einer ihrer Beutezüge durch Zufall auf Skolarkap. Da einige ihrer Boote durch einen Sturm stark beschädigt waren, mussten eine Handvoll Männer auf der Insel zurückbleiben. Wie sich daraufhin die erste Population entwickelt hat ist ungeklärt. Das Frauen unter den Zurückgelassenen waren ist nicht dokumentiert. Man geht davon aus, dass ein Handelsschiff vom europäischen Festland ebenfalls auf der Insel strandete, auf dem auch das weibliche Geschlecht mitreiste. Die Bevölkerung die sich daraufhin entwickelte, lebte ein einfaches, naturnahes Dasein.
Aufgrund des sehr nährstoffreichen vulkanischen Bodens entwickelte sich eine ansehnliche Landwirtschaft. Zusätzlich mit den Erträgen aus dem Fischfang, konnten sich die Insulaner komfortabel selbst versorgen.
skandinavische Dörfer
Hauptstadt der Insel ist Isla Verde, an der nordöstlichen Küste der Insel gelegen. Der ursprüngliche Name – Nyttland („Neues Land“) – gaben ihr die ersten Ankömmlinge. Später wurde sie im Zuge der spanischen Kolonialisierung in Isla Verde umbenannt.
Der Hafen Isla Verdes ist entsprechend seiner Insel klein – Für die Einwohner ist er aber der Dreh- und Angelpunkt, Versorgungszentrum, sowie Anschluss zum spanischen Festland über den See- und Luftweg. Neben Isla Verde war das im Süden der Insel gelegene Fischerdorf Porto Arico in früheren Zeiten der zweitgrößte Fischerei Hotspot Skolarkaps. Dort leben die Insulaner heute noch von der Fischerei.
Porta Stiernena ist nach Isla Verde die zweitälteste Siedlung Skolarkaps. Ihr Name wurde erstmals um 1500 urkundlich als Port til stjernene („Tor zu den Sternen“) erwähnt. Man vermutet heute, dass sich die ersten Einwanderer bei der Namensgebung dabei von der markanten Küstenformation inspirieren ließen. Der Meeresbogen war für sie das Tor zum Himmel und somit die direkte Verbindung zu den Göttern, nach Asgard. Wie die Norwegischen Siedler diesen heiligen Ort jedoch tatsächlich nutzten, ist bis heute unklar. Forscher fanden vor der Küste Überreste von Werkzeugen und tierischen Knochenfragmenten, die sich auf die Zeit der Wikinger und des 13. Jahrhundert zurückdatieren lassen. Es wird vermutet, dass hier sowohl Opfergaben als auch Meeresbestattungen stattfanden. Zeugnisse und Ruinen von Bauwerken aus dieser Zeit sind allerdings nicht zu finden.
Anschluss an die Neue Welt
In den Geschichtsbüchern wird es ruhig um das Inselparadies, bis zu jenem Tag im 16. Jahrhundert als die Spanier die Insel einnahmen. Nach und nach brachten die Iberer die Errungenschaften der neuen Welt auf die Insel und ein überschaubarer Handel mit Früchten, Holz und Fisch entwickelte sich zwischen Festland Spanien, den Skandinaviern und der Inselbevölkerung. Da Skolarkap aufgrund seiner abgelegenen Lage und der kaum vorhandenen Reichtümer uninteressant für die europäischen Mächte war, erging sie den Wirren von Krieg oder Pandemien in den folgenden Jahrhunderten.
Bewegung kam dann erst wieder Anfang des 19. Jahrhunderts auf die Insel. Der erste Stromgenerator erreichte die Insel. Die Elektrizität und etwas später auch die erste Funkstation brachten einen großen Wandel und verbesserten das Leben auf der Insel deutlich. Wieder in Vergessenheit geriet die Insel während der beiden Weltkriege und ein weiteres Mal war die Abgeschiedenheit von großem Vorteil.
Zukunftsprojekt „Skolarkap“
Das wohl größte Glück der Insel war der junger Professor der Universität Complutense Madrid namens José Mendes. Schon früh erkannte der Forscher die Nachteile der modernen Welt für die Umwelt und den Menschen. Ihn trieb der Gedanke ‚Wie wäre es einen Ort zu haben, an dem nur die positiven Errungenschaften den Menschen zugänglich gemacht werden und man sie vor den negativen bewahrt?‘
Seine Idee war einen Ort zu schaffen, an dem Menschen und Umwelt in Symbiose leben. Bei seinen Recherchen nach einem geeigneten Ort, stieß er auf die kleine Insel Skolarkap. Nach vielen Gesprächen mit den Inselbewohnern und Regierungsverantwortlichen war es im Jahr 1964 dann soweit. Das „Zukunftsprojekt Skolarkap“ startete mit einer kleinen Forschungseinrichtung in Isla Verde und einer Handvoll Wissenschaftler.
Von Anfang an würden die knapp 5.400 Einwohner in das Projekt einbezogen. Über Maßnahmen der Nachhaltigkeit, Müllvermeidung, Ressourcen schonen und weiterer Schritte, integrierten die Wissenschaftler ein völlig neues Denken in Bezug auf Umwelt und Mensch in das Leben der Insulaner. Ein Neustart war die Errichtung des Geothermalkraftwerks in 1984. Nahezu emissionsfrei deckt das Kraftwerk den Energiebedarf der Insel und darüber hinaus. Beim Abriss des alten, mit Öl betrieben Generators im gleichen Jahr feierte die ganze Insel den Meilenstein. Nun war man fast zu 100% Klimaneutral.
Anfänge des Tourismus auf Skolarkap
Allmählich kamen auch die ersten Touristen nach Skolarkap. Zuerst waren es nur ambitionierte Taucher, die auf der Suche nach neuen Eindrücken der atlantischen Unterwasserwelt waren. Und davon hat das Meer rund um die Insel viel zu bieten. Ein intaktes Ökosystem mit zahlreichen Meeresbewohnern, das Wrack eines alten Handelsschiffes mittlerweile über uns über mit Korallen und neuem Leben bewachsen und die unterseeische Vulkanhöhle sind nur einige Beispiele.
Trotz der beschwerlichen Anreise, erfreute sich Skolarkap bei Tauchern größter Beliebtheit. Denn die Insel war bis vor kurzem nur mit der Fähre von La Coruna erreichbar. Es gab keinen Flughafen und keine der gängigen Kreuzfahrtrouten über den Atlantik führten an der Insel vorbei. Seit 2018 ist der kleine Inlandsflughafen fertiggestellt und ermöglicht so die direkte Anreise aus Madrid und Lissabon.
Langsam und unter dem Dachprojekt des Ökotourismus öffnete man sich in den letzten Jahren auch für Erholungssuchende. Auch die touristische Entwicklung ist nun in das Langzeitprojekt eingebunden und formt sich nach dessen Vorgaben, nun unter der Leitung von Dr. Elena Sanchez. Erste kleine Inhabergeführte Unterkünfte entstehen – naturnahe Bungalows, Ferienwohnungen oder Cottages.
Speziell für die Zielgruppen der Natur- und Aktivurlauber gibt eine kleine Auswahl an Aktivitäten wie z.B. Wandern, Radtouren oder Windsurfing. Für reine Sonnenanbeter ist die Insel nur bedingt geeignet. Es gibt zwar einige Traumstrände und ein paar kleine Buchten, jedoch erreichen die Temperaturen im Sommer selten die 30 Grad. Dafür fallen sie im Winter auch nicht unter 17 Grad.
Mildes Klima begünstig üppige Natur
Das milde Klima und der häufige Niederschlag sind die Grundvoraussetzung für die üppige Vegetation. Man kann die Wolken praktisch kommen sehen und es regnet immer nur wenige Minuten. Die immer grüne Insel fasziniert mit einem duftenden Lorbeerwald, Wasserfällen, Vulkankraterseen und üppigen Kräuter- und Blumenwiesen. Der Fiella – Skolarkaps einziger Berg vulkanischen Urpsrungs gilt heute als erloschen. Der Name leitet sich aus dem norwegischen Namen rodt fjell [röd Fjell] ab, was „roter Berg“ bedeutet. Forscher vermuten daher, dass der Vulkan zu Zeiten der Norwegischen Siedler noch aktiv war. Heute umgeben das Gebiet zahlreiche Routen, die sowohl zu Fuß, als auch mit dem Rad erkundet werden können.
Für Ornithologen ist die Fauna ein Garten Eden. Über 180 verschiedene Vogelarten hat man auf der Insel gezählt. Die größten wildlebenden Wirbeltiere sind Kaninchen. Diese brachten vermutlich die Spaniern erstmals mit auf die Insel. Fasst man alles zusammen, ist Skolarkap das längste und erfolgreichste Experiment, mit der Natur im Einklang zu leben und Nachhaltig zu wirtschaften, ohne sich der modernen Welt zu verschließen. Heute wird die Insel als das Paradebeispiel gesehen, wie wir in Zukunft leben können. Es ist wahrhaftig das Paradies!